Energieverluste durch Zugregler (Nebenluftvorrichtung)

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 24.451 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ginatrick.

  • Moin Moin!


    Fast alle Festbrennstoffkessel sind nicht direkt an den Schornstein sondern über einen Zugregler an diesen Angeschlossen.
    Der Zugregler sorgt für einen konstanten Zug, der für eine einwandfreie Funktion der Kesselluftsteuerung/ -Regelung (Lambdaregelung) notwendig ist.
    Er begrenzt den Unterdruck im Schornstein dadurch, dass er sich öffnet und Luft aus dem Heizraum in den Schornstein strömen lässt. Diese zusätzliche Luft erhöht den Gesamtmassenstrom durch den Schornstein, der Strömungswiderstand steigt und der Unterdruck fällt. So ist das Prinzip.
    Alles was durch den Schornstein nach draußen gelangt, muss vorher von außen in den Heizraum strömen. Das passiert meist durch eine Belüftungsöffnung bzw. ein Belüftungsrohr zw. Heizraum und Außenluft. Da die Gase, die den Schornstein verlassen, wärmer als die durch das Belüftungsrohr angesaugten Gase sind, entsteht ein thermischer Verlust, den man verhindern kann.


    Nun ein Beispiel:


    Wir haben einen Wintertag mit -10°C draußen und +20°C im Heizraum.
    Es wird insgesamt 5 Stunden täglich mit 25kW Kesselleistung geheizt.
    Der Heizkessel hat einen Massenstrom von 20g/s.
    Der Zugregler erhöht den Massenstrom um 20% (Beimischung von 4g/s Raumluft).
    Ein Massenstrom ist immer vorhanden, auch wenn der Kessel aus ist.
    Die Abgastemperatur am Schornsteinkopf beträgt 80°C bei laufendem Heizkessel und fällt, wenn der Heizkessel aus ist, allmählich auf 20°C ab. Schätzen wir, dass , wenn der Kessel aus ist, eine durchschnittliche Abgastemperatur am Schornsteinkopf von 25°C herrscht.
    Nun können wir die Verlustenergie überschlägig berechnen:
    Verlustleistung = Massenstrom x Wärmekapazität x (Abgastemperatur – Außentemperatur)
    Verlustleistung = 14,4kg/h x 1kJ/kg/K x (25°C - - 10°C) = 504kJ/h = 0,14kW
    Damit können wir die durchschnittlichen Verluste über den ganzen Tag berechnen:
    Verlustenergie = Verlustleistung x Zeit
    Verlustenergie = 0,14kW x 24h = 3,4kWh
    Diese Verlustenergie können wir nun ins Verhältnis zur Heizenergie eines Tages setzen:
    Heizenergie = Heizleistung x Zeit
    Heizenergie = 25kW x 5h = 125kWh
    Relativer Energieverlust durch Zugregler = 100 / Heizenergie x Verlustenergie
    Relativer Energieverlust durch Zugregler = 100 / 125kWh x 3,4kWh = 2,7%
    Das ist ein beachtlicher Verlust, wie ich finde. Auf den Kesselwirkungsgrad hat dieser Effekt keinen Einfluss, wohl aber auf den Gesamtwirkungsgrad der Anlage – und nur der ist wichtig. Bei wärmeren Außentemperaturen ist dieser negative Effekt geringer.
    Bitte meine Rechnung prüfen!


    Lösungsmöglichkeiten:


    • Blockieren des Zugreglers, wenn er nicht gebraucht wird (der Kessel also aus ist).
    • Einbau einer manuellen oder motorisch Angetriebenen Klappe in das Belüftungsrohr des Heizraumes (Voraussetzung: Der Heizraum muss außer dem Belüftungsrohr völlig dicht nach außen sein).
    • Regelungskonzept der Verbrennungsluft im Kessel, was ohne Zugregler auskommt.


    Nach dem Verhindern dieser Verluste müsste die Durchschnittstemperatur im Heizraum deutlich ansteigen und damit auch der Wärmeeintrag in angrenzende Wohnräume. Der Schornstein würde langsamer auskühlen, d.h. man könnte vlt. auch im Kesselbetrieb geringere Abgastemperaturen fahren.


    Hat sich diesbezüglich schon einmal jemand Gedanken gemacht bzw. etwas umgesetzt?


    Mit freundlichen Grüßen


    Hans

  • Hallo Hans,
    ...du setzst anscheinend voraus , dass der Zugbegrenzer dauernd (24h ?) einen Spalt breit offen ist.


    >Damit können wir die durchschnittlichen Verluste über den ganzen Tag berechnen:
    >Verlustenergie = Verlustleistung x Zeit
    >Verlustenergie = 0,14kW x 24h = 3,4kWh


    Tatsächlich ist er aber nur während des Kesselbetriebs "aktiv" und ansonsten geschlossen.


    Die Scherereien ohne Zugregler, die der Kessel machen würde, sind diese kleine Sünde wert.
    Besser etwas kalte Aussenluft gleich in den Kamin, denn als Überschuss durch einen zu heftig ziehenden und unsauber brennenden Kessel.
    mfG Max

    HVS25LC / 3100l Puffer / 300l WW / 10m²SolarFK
    UVR1611 / Fubo ca. 180m² / Wahei 16m²
    Eigenbau Keramikventuridüse mit SekLuft-Spalt
    als Kesselsteuerung anstatt AK3000:
    UVR1611E NM/DE + CMI + MTX-Lambdamodul + LSU4.2

  • Hallo Hans,


    Du gehst meiner nicht nachgerechneter Meinung nach von einer falschen Vorraussetzung aus:


    Im kalten Zustand wird der Schornstein nur einen Bruchteil Deines angenommenen Massenstroms aufweisen. Die Nebenluftvorrichtung öffnet ja eigentlich nur bei heißem Schornstein (hoher oder zu hoher Zug), wenn sie richtig eingestellt ist.

    Der noch vorhandene Massenstrom im kalten Schornstein wird durch den oft nicht ganz dichten Luftweg über den Kessel und der oft nicht ganz dichter Luftklappe der Nebenluftvorrichtung ermöglicht.


    Sollte der Zug im kalten Schornstein schon die Luftklappe öffnen, würde ein Zusperren derselben sicherlich helfen.


    Grüße
    Edmund


    edit: Max war deutlich schneller, ist ja auch jünger ;)


    Friedrich ja auch

  • Hallo Hans,


    Tatsächlich ist er aber nur während des Kesselbetriebs "aktiv" und ansonsten geschlossen.


    mfG Max


    Hallo Max,


    so ist das auch bei mir, der Zugbegrenzer ist nach Abkühlung der Kamins geschlossen.
    Da entstehen dann auch keine Verluste.


    mfg friedrich

  • Hallo Max,


    ja ich gehe in der Rechnung von 24h aus.
    Ich hatte vor einige Zeit bei einem Bekannten gesehen, dass die Klappe des Zugreglers immer leicht geöffnet hat - auch wenn der Kessel aus war.
    Der Effekt tritt wahrscheinlich nur bei manchen auf.


    Geht man davon aus, dass der Effekt nur bei laufendem Kessel vorhanden ist, dann sehen die Werte so aus:
    Verlustenergie = 0,14kW x 5h = 0,7kWh
    Heizenergie = 25kW x 5h = 125kWh
    Relativer Energieverlust durch Zugregler = 100 / 125kWh x 0,7kWh = 0,56%
    Das ist nicht viel.
    Man bedenke allerdings, dass HDG, ETA, Fröling usw. an anderer Stelle aufwendig und teuer um ein halbes Prozent kämpfen.


    Die Lösungsvarianten 1 und 2 würden ja die Funktion des Zugreglers nicht beeinflussen. Folglich gäbe es auch keine Probleme mit unsauberer Verbrennung.


    MfG Hans

  • Bei viel Wind oder auch hohem Schornstein öffnet die Nebenluftvorrichtung schon mal etwas...
    ist ja in dem Fall auch gewünscht....soll ja nicht mit Gewalt durch den Kessel saugen und die Wärme rausziehen
    in einer Beschreibung stand auch was von Trocknung bzw Trockenhaltung des Schornsteins


    ich bin überzeugt, das durch hohen oder zu hohen Zug durch den brennenden HV mehr Energie verloren geht als durch die Begrenzung auf den Maxwert des HV mit einem Zugregler.
    Die Scherereien die der Kessel ohne Zugregler machen würde, mal ganz außer acht gelassen


    Erwin

    Vigas 14,9 Bj 2006; LC von HB; Lufttrennung; Wirbulatoren; gr. BK; 2200l Puffer; FRIWA; Solar 44m² FK 39° Richtung Ost; UVR1611; ca. 300m² beheizt; WDVS seit 2006;
    Es wird täglich schwerer der Dümmste zu sein, die Konkurrenz wird immer größer!

  • normalerweise sollten die kesselklappen nach dem ausschalten des gebläses den kessel vom schornstein abschotten, damit nichts mehr von der restwärme durch den schlot entweichen kann.
    erst danach sollte sich die restwärmenutzung aktivieren.
    so ist das jedenfalls an meinem reaktor.


    piss Tann
    hanibal

    Hanibal


    2-Personenhaiushalt mit Hund, Katzen, Heidschnucken, Hühner und Forellen, ca 80 m² genutzte Wohnfläche, 40 Kw KÖB, 8m² thermische Solarfläche, 3000 Liter Puffer, 500 Liter Brauchwasser. Notfallversorgung: Brennwert-Öler, Kachelofen, Küchenherd (Gas) und Schwedenofen.

  • Wir haben ein "Nebenluft-Rohr" am Kessel. Das Fenster vom Heizraum bleibt zu.
    Durch das DN200 Röhrchen kommt Frischluft von außen direkt hinter den Kessel und wird da vom Kessel und Zugregler verputzt.


    Was es in dem o.g. Zusammenhang mal zu errechnen gilt: Was kostet der Verlust einem denn überhaupt?
    Ich hätte entweder meinen Kamin sanieren müssen (3200€) oder einen 13m Edelstahl-Schornstein außen anbringen müssen (5600€ inkl. Sondergenehmigung und Bauantrag)


    Beides in Relation gesehen zum 52€ teuren Zugregler und dem o.g. Verlusten ist das sicher nicht mehr als ein kleines Häufchen Holz auf die Lebzeit des Kessels gesehen.

  • Guten Tag!


    Deine Argumentation setzt voraus, dass man sich entscheiden muss zwischen einer Schornsteinsanierung und einem Zugbegrenzer.
    Das mag für Deinen speziellen Fall zutreffen, kann aber nicht verallgemeinert werden.
    Viele haben trotz neuem Schornstein einen Zugregler verbaut, der permanent Warmluft aus dem Raum absaugt.


    Bis jetzt konnte auch noch niemand nachweisen, dass ein Zugbegrenzer den Tauwasseranfall in einem unsanierten Schornstein überhaupt verringert.
    Vielleicht steigt der Tauwasseranfall sogar.
    Wer weiß, wer weiß......


    MfG Hans

  • Wenn ich meinen Zugbegrenzer (eingestellt auf 10Pa) schließe, hab ich selbst nach 4h Abbrand noch Wasser im Kamin (106 Jahre gemauert)
    In der Übergangszeit heize ich aber kaum länger..... dann schließt sich der Kessel alle Klappen und das wars. Kaum Luftzug. Feuchtigkeit bleibt drin und läuft an der Klappe im Dach raus.


    Mit Begrenzer habe ich im letzten Meter des Schornsteins Nässe (Steine und Fugen) bis zur Reinigungsklappe feuchte Fugen beim Anheizen.
    Das ist aber binnen 1Std HV Betrieb alles weg. Macht in meinem Fall einen erheblichen Unterschied.


    Ich denke es bleibt immer ein Einzelfall bei jedem, aber man sollte es auch an älteren Kaminen wenigstens versuchen bevor saniert/erneuert wird.


    PS: Zugbegrenzer war seitens unseres Schornsteinfegers absolutes Abnahmekriterium aus o.g. Gründen. Seiner Meinung nach, sollte man sich mit Begrenzer am unteren Limit des Zugbedarfs des Kamins orientieren, damit ausreichend Luft durchgeht.
    Bei 150°C AGT würde ich nie den Kopf auf >/+60 Grad bekommen

  • Hallo Hans,


    deine Rechnung in allen Ehren, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass bei minus 10 °C AT am Kaminkopf permanent 25°C herrschen. Oder hast du dort ein Thermometer angebracht. Falls nicht, bitte eins anbringen und dann nochmal rechnen.
    Bevor man hier die "Pferde" scheu macht sollte man mit realen Zahlen rechnen.


    Gruß, Michael

    Pelletskessel Ecolyzer Nennleistung 16 KW (vorm. Atmos D15 + Brötje Ölkessel), 800 ltr. Pufferspeicher mit SLS-System von Solarbayer, 140 ltr. WW Speicher, 80 ltr. E-Speicher von Stiebel Eltron,
    Heizungsregelung KMS von OEG, LC zwecks visueller Verbrennungsüberwachung. Hydraulisch abgeglichene Heizungsanlage. Pumpe: Wilo stratos pico 25/1-4

  • @Bahnhof, hast du den Frischluftanschluss direkt zum Kessel hergestellt?
    Könnte das der Grund sein warum deine AGT nicht höher wie 150C°kommt?


    Viele Hersteller arbeiten ja mit indirekter Luftvorwärmung. Das und ein geringer Luftdurchsatz im Kessel sorgt dafür das es zu einer Besseren Holzausgasung kommt.

  • Moin Moin, Michael!


    Ich wollte mit der Rechnung niemanden scheu machen.
    Auch nicht Dich :)


    Die 25°C sind von mir angenommen.
    Also rein hypothetisch.
    Da ich keinen Zugregler nutze, würde das von Dir empfohlene Thermometer keinen Sinn machen.
    Dennoch halte ich diesen Wert für realistisch, ggf. sogar für zu gering angesetzt.
    Denn:
    Dieser Wert wird in der Rechnung als Durchschnittswert über 24h angenommen.
    Wenn der Kessel brennt, haben wir >60°C.
    Wenn der Kessel nicht mehr brennt, ist erstmal der Kamin noch heiß.
    Wenn der Kamin im Haus steht, kühlt er nie unter Raumtemperatur aus.
    Der Wert kann also per se nicht <20°C sein.
    Wenn wir mit diesem logischen Kleinstwert rechnen, ändert sich das Ergebnis kaum ;)


    Was denkst Du, wie hoch man diesen Wert ansetzen müsste?


    Bitte dabei beachten:
    Es geht nicht um die Temperatur des Schornsteinkopfes.
    Es geht um die Temperatur der Abgase am Schornsteinkopf.
    Genau genommen müsste man die Temperatur noch weiter unten am Schornstein abnehmen,
    und zwar dort wo der Schornstein durch die Decke des obersten als Wohnraum genutzten Geschosses geht.


    Und noch etwas:
    Auch die 20% Beimischung sind von mir angenommen.
    Der Wert kann bei hohem Kaminzug noch viiiiiiiiel größer ausfallen ;(


    MfG Hans

  • @Bahnhof, ich muss nochmal blöd fragen.
    Die AGT geht nicht höher weil durch Software nicht möglich da max.150C°einstellbar oder kann der Kessel trotz 100% Primär nicht höher?

    Blöde Fragen gibt es nicht.
    Technisch mit dem Kessel nicht möglich. Wenn du zu lange Primär auflässt, brennt der gesamte Füllraum irgendwann und die Sekundärluft geht auf 100%. Das ist dann alles unkontrollierbar..... Zeigt m.M.n. dass doch die WT sehr gut mit den Turbos zusammenwirken.
    Software kann ich auch 300 einstellen....nützt nur nix ;)

  • Was passiert denn wenn der Zugbegrenzer geschlossen/fixiert bleibt und die Soll AGT auf zbsp. 160C° angehoben wird?

    Na 160 geht noch. Mehr aber nicht wirklich. Haben verschiedene Betreiber durch. Am Zugbegrenzer kann ich machen was ich will: 10Pa 15 Pa 30Pa.... dem Kessel ansich Wurst. Außer das er beim Anheizen/Nachlegen weiter mit der AGT überschwingt. Danach keine weitere Beeinflussung. (Klappen eben weiter zu als sonst)
    Der Zugbegrenzer hat !!bei mir!! nur Auswirkungen auf den Zustand im Kamin.


    PS: ThermoFlux empfiehlt ebenso keine Erhöhung der AGT. Abgastemp bei Nennleistung wird mit 130-150 angegeben.

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