Moin Hans!
Es gefällt mir gut, dass mein Konzept hier so konstruktiv kritisiert wird. Gestern die Nachfragen von HJH, heute deine. Das wird mir sicher helfen, einige Fehler zu vermeiden.
Ich versuch mal zu erklären, warum ich das bis jetzt so angedacht habe. Wie üblich entwickelt sich so ein Plan.
1. Am liebsten hätte ich einfach nur Biomeiler gebaut. Aber die Technik ist sehr experimentell. Es wird auch schwer, den vor der Heizsaison 2018/2019 an den Start zu kriegen. Erstmal würde ich ohnehin einen kleinen Meiler bauen um Erfahrungen zu sammeln. Biomeiler ist für mich auch eher ein Hobby, als eine Basis, auf die ich mich verlassen würde.
Also hab ich mir überlegt, dass als sichere Basis ein Holzvergaser ran muß. Hab mir dann den Atmos DC50GXE ausgesucht. Dann dachte ich an den Sommer… Bisher haut uns der elektrische Durchlauferhitzer schwer auf die Stromrechnung. Den Holzvergaser im Sommer befeuern? Gefiel mir auch nicht.
Also mal nach Solarthermie gesucht. 20qm Komplettset für 3100 Euro… OK kommt noch Kram dazu. Rohre, Aufständerung etc. Pufferspeicher sind für den Holzvergaser sowieso angesagt. Die Bafa gibt 3300 dazu. Da bleiben mir für die Solarthermie, wenn ich es selbst aufbaue Kosten von kaum über 1000 Euro. Nebeneffekt wäre, dass der Biomeiler damit auch schon sehr weit vorbereitet wäre.
Madame tut sich schon mit dem Anfeuern der Öfen schwer. Wie wird die Bude warm, wenn ich nicht da bin oder mal flach liege?
Dann stieß ich auf Kombikessel und deren Förderung. Pellets sind nicht teurer als Scheitholz, wenn man es fertig kauft. Ausschließlich Pellets würde bedeuten, dass ich dauerhaft auf Industrie angewiesen bin. Mit dem Holzvergaser krieg ich die Bude –auch wenn er leicht unterdimensioniert ist- immer irgendwie warm. Im Holzvergaser wird nur das Holz verfeuert, das hier sowieso mehr oder weniger kostenlos anfällt. Hauptbrennstoff werden Pellets sein. Mit Gedanken an den Biomeiler macht die Unterdimensionierung ebenfalls Sinn. Wenn der Biomeiler nur 5 KW liefert, sind das trotzdem 120KWh pro Tag, 3600 KWh im Monat. Das ist rund ein Drittel des Wärmebedarfs im Januar und Dezember.
Der Preisunterschied zwischen Holzvergaser und Kombi wird in Verbindung mit Brennwert-WT voll durch die BAFA-Förderung ausgeglichen. Der Pelletteil kostet mich also nichts.
Inzwischen habe ich dann ja auch noch entdeckt, dass der Schornstein bereits Keramik ist und mit 120mm viel zu klein für nen Holzkessel ohne Brennwerttechnik. Ich stehe also vor der Wahl, einen neuen Schornstein zu bauen oder den Brennwert-WT einzubauen.
Denk mal den Biomeiler weg. Dann hab ich eine Kombination aus Holzvergaser und Solar. Die macht garantiert Sinn. Wenn ich den Komfort des Pelletters umsonst dazu bekomme, nehme ich den natürlich. Wenn ich mit Abgas-WT den Schornstein nicht neu bauen muß, nehm ich den WT sowieso. Nicht nur wegen der Förderung. Der Biomeiler ist erstmal nur ein Experiment. Eine interessante Spielerei, die in erster Linie Spaß machen wird.
2. Ich bin technischer Kaufmann und Softwareentwickler. Derzeit rechne ich mit dem ganz spitzen Bleistift. Das geht sehr gut auf. Ggü. reinem Holzvergaser oder reinem Pelletter, beides mit Solar kombiniert, sind die Unterhaltskosten kaum höher. Aber ich habe mehr Komfort.
3. Hier stehen 10 Pferde. Die produzieren 70 Tonnen Mist pro Jahr. Überschlägig sind das 7KW Dauerleistung für 15-18 Monate. Allerdings sind da alle Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Es ist unklar, wie der Verlauf der Vorlauftemperaturen über diesen Zeitraum ist. Es werden zwar bis zu 70°C erreicht. Aber es dauert wohl eine Weile, bis die thermophilen Mikroorganismen aktiv genug sind. Und nach einer Weile lassen die auch wieder nach. Zusätzlichen Mist kann ich in fast unbegrenzten Mengen kostenlos bekommen.
4. Das Einschichten der Wärmequellen in die vielen Puffer ist sicherlich ein Thema. Wie schon geschrieben, will ich das über Motorventile steuern. Es wird immer nur ein Puffer maximal 2 gleichzeitig geladen. Die Idee habe ich schon in meiner Antwort an HJH beschrieben.
Leider bleibt die Energie nicht in der Gebäudehülle. Der Heizungsraum steht neben dem Ostende des 26m langen Hauses. Von da muß die Wärme über einen Leitungsweg von 16m in den Keller geführt werden. Es ist nur das mittlere Drittel des Hauses unterkellert. Entsprechend würde die WW-Zirkulation echte Verluste bringen. Ebenso müßten die Heizkreise West und Mitte über diesen Weg versorgt werden. Ich hätte also dauernd einen sehr langen Leitungsweg gegen Erdreich für Heizung und WW warm zu halten. Dagegen würde ein Abbrand des Kessels direkt ins Haus gefahren werden. Nach dem Abbrand also ca. 2 Stunden dürften die Leitungen dann abkühlen und würden keine Wärme mehr ans Erdreich abgeben.
5. Viele Pumpen, Ventile etc. hätte ich auch in einer WW-Zirkulation. Insgesamt 5 Bäder und 2 Küchen auf das ganze Haus verteilt. Leitungswege von über 30m vom Kessel und großen Puffer bis zum entferntesten Bad… So lege ich eine teure, dicke Nahwärmeleitung vom Heizungsraum Richtung Mitte des Hauses und kurze Leitungen für Heizung und WW, die nur 1,5m durchs Erdreich gehen in den Ostteil. Da ist die Leitungslänge dann ebenfalls so kurz, dass keine Zirkulation sein muß. Mit zentralem Puffer müßte ich zusätzlichen Nahwärmerohre im Erdreich verlegen. Die würden auch mächtig ins Geld gehen.
Steuerungstechnisch setze ich das komplett in Eigenregie um. Die Oberfläche wird so gestaltet, dass jeder HB das versteht.
Ich versuche das nochmal aus Sicht des Kessels zu beschreiben.
Es gibt 6 Speicher. P1 – P6.
P1: Im Heizraum 500 Liter mit WT für Solar
P2: Im Heizraum 500 Liter mit WT Anfangs ebenfalls für Solar, später dann für Biomeiler
P3: Keller Mitte 300 Liter ohne WT
P4: Keller Mitte 500 Liter ohne WT
P5: Keller West 300 Liter ohne WT
P6: Keller West 500 Liter ohne WT
Alle Puffer sind theoretisch seriell verbunden. Jeder Puffer kann über einen Bypass aus der Reihe genommen werden. In der Regel hänge zur gleichen Zeit max. 2 Puffer am Heizkreis.
Die Betriebssituation:
Kessel ist angefeuert.
Software entscheidet, dass P3 zuerst etwas Wärme braucht. Alle Bypassventile sind offen. Bypass an P3 wird geschlossen und Wärme wird eingeschichtet. Hydraulisch ist das ein simples System mit einem Puffer. Schichtung sollte also einwandfrei funktionieren. P3 hat Mindesttemperatur erreicht bzw. Rücklauftemperatur wird hoch genug um jetzt P4 seriell dahinter zu schalten ohne dessen Schichtung zu zerstören. Die Spreizung wird wieder größer. Auch der Brennwert-WT ist zufrieden.
P3 hat Zieltemperatur erreicht und wird raus genommen. Software entscheidet, dass jetzt P5 erstmal etwas Wärme braucht….
Gleichzeitig kommt die Sonne raus und P1 wird von der Solarthermie über den WT geladen. P1 erreicht eine festgelegte Temperatur und soll in andere Speicher umschichten. An der Stelle hake ich noch etwas. Aber jetzt könnte P1 über das Volumen in den Rücklauf geschaltet werden. Alternativ könnte die Solarthermie auf den WT von P2 geschaltet werden. Wenn die Solarthermie P1 und P2 tagsüber voll kriegt, bleibt der Kessel sowieso aus und die Wärme von P1 und P2 kann auf weitere Speicher umgeschichtet werden.
Das klingt zunächst kompliziert. Ist aber aus programmiererischer Sicht banal. Ebenso simpel wäre eine Fehlersuche in der Hydraulik. Wenn das ordentlich programmiert ist, erkennt die Software eine ausgefallene Pumpe oder ein defektes Ventil oder unlogische Werte eines Sensors selbsttätig und meldet das im Klartext an das Smarthome oder ein Smartphone. Meinetwegen sendet sie noch eine Email und läßt ein Lämpchen in der Küche blinken. Obendrein bestellt Sie das Ersatzteil und den Monteur.
Software ist für mich kein Hexenwerk sondern ein simples Werkzeug, wie ein Hammer oder eine Zange.
Ich weiß, dass das eine etwas ausgefallene Lösung ist. Aber ist die wirklich falsch? Es ist natürlich auch ein etwas ungewöhnliches Haus mit etwas wundersamen Menschen.
Gruß
André