Ich schreibe jetzt nach längerer Überlegung auch mal was dazu; aus der Sicht und mit der Erfahrung eines langjährigen Ölheizungsbetreibers, der sich schon vor ebenso vielen Jahren über eine Ersatzstromversorgung der Anlage Gedanken gemacht und diese umgesetzt hat. Ohne das jetzt vertiefen zu wollen: Krisenvorsorge war ist für mich schon seit +10K Jahren Thema, daher sind da auch gewisse andere Gedanken und Ansätze eingeflossen.
Zunächst: mein Vorredner
@Verrauchtnochmal hat mit allen seinen Ausführungen 100% recht. Das braucht nicht wiederholt zu werden.
Ich polemisiere das jetzt mal absichtlich: vergesst bitte den Gedanken, mittels eines Stromerzeugers Euer Haus 1:1 weiterzuversorgen, wenn der "Netzstrom" mal weg sein sollte - es sei denn, Ihr habt einen wirklich dicken Geldbeutel und wisst nach Möglichkeit noch, wie das technisch umzusetzen und zu betreiben ist. Einen Teil der Gründe dafür hat mein Vorschreiber schon benannt. Zum monetären: so gut wie alle (!) handelsüblichen Stromaggregate sind nicht für 24/7 Dauerbetrieb ausgelegt. Von den ganzen billigen Chinaböllern brauchen wir nicht zu reden, auch die hochwertigeren Teile sind nicht dafür gebaut, tage- / wochenlang durchzulaufen. Natürlich gibt es solche Aggregate; die liegen preislich aber irgendwo...Ihr wisst schon. Selbst wenn man sowas kauft: dazu gehört dann auch die Peripherie, Brennstoff etc. - ein gewaltiger Aufwand bzw. eher: Materialschlacht. Wie gesagt: wenn man die Kohle hat, ein geiles Hobby.
Ich habe mir diesen Materialschlacht-Gedanken irgendwann abgewöhnt und bin das von einer anderen Seite angegangen: muß ich, im Falle eines (länger dauernden) Stromausfalls eigentlich wirklich die komplette Bude bestromen? Was ist essentiell? Ergebnis: die Heizkessel. Kochen: haben wir schon vor längerer Zeit auf Flaschengas umgestellt. Vorrat vorhanden. Akkubetriebene Unterhaltungselektronik? Kann man mit einer Kleinsolaranlage laden.
Fernseher etc.? Kann man drauf verzichten. Kühlgeräte? Naja. Mit hoher Wahrscheinlichkeit tritt so ein Stromausfall im Winter bei kalten Temperaturen, vorzugsweise Frost ein. Also: anfangen, die TK-Vorräte zu verbrauchen und sie halt nach draußen zu verlagern. Licht? Es gibt Akkubetriebene LED Leuchten jeglicher Coleur, Kerzen sind romantisch und spenden Wärme. Liest man halt mal ein Buch bei Kerzenlicht. Ist der Strom längerfristig und bundesweit weg, braucht auch keiner zur Arbeit zu gehen - also geht man mit den Hühnern zu bett und steht mit ihnen auf. Alles eine Frage der Gewohnheit.
Aus diesen Überlegungen heraus bin ich zu dem Schluß gekommen, die Notstromversorgung ausschließlich auf den Betrieb des / der Kessel auszulegen. Schön daran ist: das wird keine Materialschlacht. So eine Anlage braucht verhältnismäßig wenig Strom - bei meinem Ölkessel sind es bei laufendem Brenner und Umwälzpumpe 95 Watt. (vorbehaltlich Anlaufströme) Man braucht also "nur" einen richtig dimensionierten Wechselrichter (ich habe einen Victron mit 375W Dauerleistung genommen) und einen Akku sowie die Möglichkeit, selbigen möglichst schnell nachzuladen. Das wiederum kann man mit einem geeigneten Moppel machen oder, wenn vorhanden, mit dem mobilen, leistungsfähigen Stromerzeuger, den die meisten haben dürften, der auch noch eine serienmäßige Abgasreinigung hat: einem PKW. (die Örtlichkeiten müssen das natürlich hergeben, das ist klar)
Ich habe so einen Denqbar- Inverter Moppel, mit dem kann ich meine 200Ah Batteriespeicher auch nachladen; allerdings nur mit max. 10Ampere. Dauert natürlich entsprechend. Stelle ich den Passat neben die Kellertür und stecke da mein liebevoll in ausreichendem Querschnitt gebautes Ladekabel dran, werden die runtergezogenen Akkus dann auch mal mit 40 A geladen, sind also recht schnell wieder voll. Mit der Ladung kann man dann wieder etliche Stunden den Ölkessel betreiben. Der Passat aus 2021 verbraucht im Leerlauf 0,4 - 0,6l Diesel, ist kaum hörbar und hat eine hocheffiziente Abgasreinigung. Nebenher kann man, während man ihn zum Laden vergewaltigt, auch noch Smartphones etc. drin aufladen. Klar: die Lösung ist etwas hemdsärmelig, ich ziehe sie aber jedem lauten, rappelnden Moppel vor!
Da habe ich lieber das Auto eine Stunde so gut wie lautlos neben dem Haus laufen, als einen lauten Moppel - zumal: wie lange meint Ihr, daß das gut geht, wenn um Euch herum alle am frieren sind? Das wird nicht lange dauern, bis der erste vor der Tür steht und robust fordert, sich das Aggregat auszuleihen.
Ich habe die ganze Geschichte übrigens so gebaut, daß sie 100% vom Hausnetz getrennt ist und auch keine Fehlbedienung möglich ist. Es gibt einen "Notstromschalter", also einen Netzumschalter der allpolig schaltet und so konstruiert ist, daß auch der Fall des "Klebenbleibens" eines Kontaktes (was u.U. eine unbemerkte Verbindung zum Hausnetz bedeuten würde) unmöglich ist. Legt man den Schalter um, liegt die komplette Heizungsanlage nur auf dem Wechselrichter und hat keine Verbindung mehr zum Hausnetz. Ich kann das nur empfehlen - habe es schon unter "Feldbedingungen" getestet: funktioniert tatsächlich.