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Mehr als 24.200 Windräder drehen ihre Flügel durch deutsche Lüfte. Sie decken etwa zehn Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs. Parallel zum anhaltenden Ausbau endet die 20- bis 25-jährige Laufzeit der ersten Anlagen. Wer den Betrieb eines Windrads einstellt, meist aus wirtschaftlichen Gründen, muss es zwingend zurückbauen. Mindestens 544 Windmühlen machten bisher Platz, vor allem für leistungsfähigere Nachfolger. Tendenz steigend. Doch was geschieht mit den alten Mühlen? Droht eine wachsende Schrottschwemme mit schwer recyclebaren Werkstoffen?
Wer ein Windrad abbauen will, steht vor einem ähnlichen Aufwand wie beim Bau. Gewaltige Kräne hieven Rotorblätter und die tonnenschweren Gondel auf den Boden. Danach wird der stählerne Turm Stück für Stück demontiert. Der Schrott fließt eingeschmolzen in den Kreislauf der Stahlproduktion zurück. Generator und Getriebe enden oft als Ersatzteillager und werden ausgeschlachtet. Presslufthammer zerkleinern das Betonfundament, um die ehemalige Standfläche wieder als Acker- oder Waldboden freizugeben oder – das ist die gängige Praxis - genug Raum für neue Windräder im Zuge des sogenannten „Repowerings“ zu bieten. „Mir ist kein Beispiel für einen kompletten Rückbau in Deutschland bekannt“, sagt Wolfram Axthelm, Sprecher des Bundesverbands für Windenergie BWE. Zu wertvoll sind die windreichen Orte, um sie nicht mit neuen, weitaus größeren und damit lukrativeren Anlagen zu bestücken.
Betonschutt und Stahlschrott finden leicht als Straßenschotter und frisch gewalztes Blech eine Weiterverwertung. Für die Rotorblätter, aufgebaut aus komplexen Verbundwerkstoffen und verstärkt mit Glas- oder Karbonfasern, sieht es allerdings anders aus. „Rotorblätter auf Glasfaserbasis werden geschreddert und in einem speziellen Zementwerk verbrannt“, sagt Elisa Seiler, Ingenieurin am Fraunhofer Institut für Chemische Technologie im badischen Pfinztal. So wird der hohe Brennwert für die energieintensive Zementherstellung genutzt. Die Asche landet auch nicht auf einer Deponie, sondern wird als Zusatz dem Zement zugemengt. „Diese komplette energetisch-stoffliche Verwertung ist kein schlechter Weg“, sagt Seiler.
Doch mit ihren Kollegen will die Recycle-Expertin intelligentere Verwertungswege finden. Spannend werde es bei Rotorblättern, die statt mit Glas- mit Karbonfasern verstärkt wurden. „Denn die kosten das Zehnfache von Glasfaser-Werkstoffen“, sagt Seiler. Als profaner Brennstoff sind sie schlicht zu schade. So stehen im Augenblick mehrere Verfahren in der Entwicklung, um die wertvollen Fasern aus alten Flügeln abzutrennen und in neuen faserverstärkten Werkstoffen zu verwenden.
Welche Verfahren dafür in Pfinztal entwickelt werden, erfahren Sie hier.