Hallo zusammen,
stehe vor einer Teilsanierung meiner Heizung und wollte mir hier gerne weitere Meinungen einholen um keine potentiellen Optionen zu vergessen und nach Moeglichkeit alle Aspekte zu beleuchten.
Fuer mehr als 10 Jahre blieb mir das leidige Thema heizen erspart, da ich in Fernost in waermeren Gefilden gewohnt habe und zumden noch der Arbeitgeber die Stromrechnung der Klimaanlage bezahlt hat. Jetzt zurueck in der alten Heimat muss ich mich leider wieder damit beschaeftigen.
Erst mal zum Haus:
Komplett unterkellert und zwei Vollgeschosse, massiver Altbau aus 1964, 1991 wurde angebaut und saniert, allerdings nicht energetisch, bis auf die doppelverglasten Fenster. Dach ist aktuell nicht isoliert, das soll dieses Jahr noch erledigt werden. Die Fenster sind soweit noch einigermassen ok, sollen aber in den naechsten 5 bis 10 Jahren erneuert werden. Fassade komplett daemmen kommt aktuell nicht in Frage, das wird selbst mit Foerderung sechstellig – noch ohne neue Heizung. Wir bewohnnen das OG mit ca. 150m2, das EG mit 120m2 ist aktuell nicht permanent bewohnt.
Heizung:
Oelkessel von Haas & Sohn aus 1991, gluecklicherweise schon Niedertemperatur, kein Puffer, Oel wird in Tanks von 6x750l und 2x1500l im Keller gebunkert. Vor 2 Jahren gab der Brenner den Geist auf und wurde durch einen neuen von Weishaupt (2000Eur) ersetzt, seitdem sind die Abgaswerte auch wieder tip-top.
Raumheizung erfolgt ueber Heizkoerper, zusaetzlich haben beide Stockwerke je einen Kaminofen.
Wir wohnen erst seit Mitte 2022 in dem Haus, eine Aussage zum realen Oelverbrauch ist schwierig. Vorher war das OG vermietet und im EG wohnte mein Opa, da lag der Jahresverbrauch nie unter exorbitanten 6000l. Mein Opa war dement und hat auch im Sommer alle Heizkoerper voll aufgedreht. Die Mieter (Familie mit drei Kindern) haben laut Aussage meiner Mutter auch nicht sonderlich auf die Heizkosten geachtet und alle Raeume – auch die Schlafzimmer - auf 24-26° geheizt. Auch im Sommer wollten sie das Bad „schoen warm“ haben, die Heizung lief also durch.
Als wir eingezogen sind, habe ich erst mal die Nachtabsenkung aktiviert und die maximale Raumtemperatur von 28 auf 23° reduziert. Mein Opa hat fleissig weitergeheizt, bis er Mitte 2023 verstorben ist, seitdem ging der Oelverbrauch drastisch zurueck. Allein im Juni (den letzten Monat, den mein Opa noch da war) haben wir die gleiche Menge Oel verbraucht wie von September bis jetzt. Im EG sind momentan alle Heizkoerper nur auf Frostschutz, ich heize lediglich den Kaminofen in der ehemaligen Kueche meines Opas, wo jetzt mein Buero ist. Damit kann ich das komplette Stockwerk recht gut auf Temperatur halten, man spuert es auch oben deutlich wenn unten geheizt wird. Auch im OG heizen wir viel mit Holz, nur in Schlaf- und Kinderzimmer sind die Heizkoerper minimal aufgedreht, sodass sich kein Kondenswasser an den Fenstern bildet. 15-18° halte ich auch voellig ausreichend, fuer einen Raum in dem nur geschlafen wird. Ich denke wir haben den zukuenftigen Oelverbrauch auf 1500l oder weniger im Jahr gedrueckt, Scheitholz sollte sich auf ca. 8-10rm belaufen.
Als ich den Kaminkehrer beim letzten Besuch nach Rat zur neuen Heizung gefragt habe, gab es eigentlich nur ein Schulterzucken als Antwort: „Momentan sehr schwierig da die richtige Entscheidung zu treffen, lass den Kessel drin, solange er laeuft“.
Damit habe ich auch kein Problem, aber was, wenn er mal nicht mehr laeuft?
So, nun zu meinen Ueberlegungen, wie die Heizung in Zukunft aussehen soll.
Von fossilen Brennstoffen moechte ich weg, nicht nur wegen dem Umweltaspekt, sondern vor allem wegen den Preisen. Ein System mit reiner Handbeschickung faellt weg, da ich beruflich oefter 1-2 Wochen in USA oder Fernost bin, da will ich meiner Frau mit zwei kleinen Kindern nicht noch das heizen aufhalsen. Im Urlaub sind wir auch mal, dann ist gar keiner zuhause.
Waermepumpe:
Faellt aufgrund der benoetigten Vorlauftemperatur, fehlender Daemmung und Groesse des Hauses weg.
Gas/Oel mit Brennwert:
Keine fossilen, zumindest nicht als Hauptbrennstoff.
Hackschnitzel:
Der eigene Wald reicht dafuer bei weitem nicht aus, aber Hackgut koennte ich guenstig lokal beziehen. Raum fuer Kessel und Bunker waere im Keller vorhanden, allerdings ist die Kellertreppe recht eng, sodass man wahrscheinlich einen Aussenzugang zum Keller machen muesste. Gegen Hackschnitzel sprechen natuerlich die exorbitanten Anschaffungskosten und der nicht zu vernachlaessigende Wartungsaufwand.
Pellets:
Prinzipiell wie bei den Hackschnitzeln, nur dass bei Pellets die Preise inzwischen ja auch unvorhersehbar explodieren koennen.
Kaminofen mit Wasserfuehrung:
Moeglich und vom Aufwand ueberschaubar, allerdings moechte ich mir nicht noch mehr Schmutz vom Keller ins OG tragen muessen.
Jetzt mein aktueller Favorit – Holzvergaser mit Gas/Oel und Solar:
Gegen den Holzvergaser wird ja gerne der Arbeitsaufwand als Argument gefuehrt, aber den habe ich ja ohnehin schon fuer die Kaminoefen. Equipment ist vorhanden, Deutz D30s mit 3.5t-Winde fuer den Wald, Motor- und Kreissaegen, 50t-Spalter fuer 1m-Ware. Sicher wuerde ich mehr Holz brauchen als aktuell, aber das Saegen waere dank 0.5m-Kessel kaum mehr Aufwand. Direkt im Keller haette ich Platz fuer mindes 40rm Scheitholz.
Aus den eigenen 2ha Wald machen wir nur raus was raus muss, den Rest besorgen wir im Eigenerwerb von der lokalen Forstbetriebsgemeinschaft fuer 7-9Eur/Festmeter. Ein paar 100Eur pro Jahr gehen natuerlich fuer Wartung der Maschinen, Diesel/Benzin/Kettenoel, etc. noch drauf, aber von den Brennstoffkosten ist es mit Abstand die guenstigste Option.
Den alten Oelkessel wuerde ich als Backup behalten, da der Brenner ja fast neu ist, sollte das noch einige Zeit halten, wenn er dann das zeitliche segnet wuerde ich ihn durch eine Gastherme ersetzen – Gasanschluss ist bereits im Keller, bisher noch ungenutzt.
Die Haelfte der Oeltanks wuerde ich rauswerfen um Platz fuer Holzvergaser und 2000l Puffer zu schaffen. Zusaetzlich kaeme Solarthermie fuer Warmwasser in Betracht, noch leeres Dach mit exakter Suedausrichtung ist vorhanden. Ein Bekannter hat die Kombo HV/Solar und muss von Mai bis Septmeber nicht heizen, Warmwasser wird komplett von der Sonne erledigt.
Auch hier ist die enge Kellertreppe ein Problem, ich hab so meine Zweifel, ob ich da einen 30kW-Kessel durchbringe. Ein zumindest temporaerer Aussenzugang zum Keller koennte also auch hier noetig werden, allerdings wesentlich ueberschaubarer als fuer die Variante mit Hackschnitzeln.
Desweiteren bleibt die Frage, ob man beim Holzvergaser zu einem guenstigeren Modell wie Attack oder Atmos aus dem Osten greift oder lieber 2-3x soviel fuer Froeling, HDG, ETA, Hargassner etc. ausgibt. Im Bekanntenkreis sind einige Holzvergaser im Einsatz, meist die Premiummodelle, aber auch ein paar guenstigere und alle sind zufrieden.
Jetzt zu den generellen Problemen die ich sehe...
Die bereits erwaehnte enge Kellertreppe wird entweder die Auswahl eingrenzen oder einen neuen Aussenzugang erfordern.
Unser Keller hat nur eine Deckenhoehe von gut 2000mm, oft werden aber 2100 oder gar 2300mm von den Herstellern gefordert.
Es existieren zwei Schornsteine, einer fuer die Kaminoefen, einer fuer die Heizung. Bei meiner Mutter im Haus laufen die Rohre von Holzvergaser und Oel ganz simpel per Y-Stueck in den selben Schornstein – keine Ahnung, ob sowas aktuell noch zulaessig ist.
Alternativ koennte ich alles in einer Garage unterbringen, die aktuell nur fuer Zweiraeder und als Abstellraum genutzt wird. Dann habe ich aber immnoch den Oelkessel im Keller und es ist fraglich wie das ganze verbunden werden soll. Leitungen zum Haus muessten auch 10m quer durch den Garten verlegt werden. Ein Aussenkamin an der Garage saehe nach den neuen Vorschriften fuer die Hoehe wahrscheinlich sehr seltsam aus, wenn es denn ueberhaupt genehmigungsfaehig waere.
So, ist ein Roman geworden, aber ich wollte wie gesagt alle Aspekte beleuchten.
Bitte mit Meinungen und Kritik nicht zimperlich sein!
Bin ich irgendwo komplett auf dem Holzweg?
Habe ich etwas essentielles uebersehen?
Kaeme evtl. eine komplett andere Variante in Frage?
Hat das schon jemand so geloest wie ich es mir vorstelle?
Gruesse,
Charly