Hallo allerseits,
auf speziellen Wunsch eines Forumsmitgliedes nutze ich doch gerne das "Sommerloch" um Euch ein bisschen was über meinen stationären "Mercedes" zu erzählen.
zunächst etwas allgemeines und historisches:
Mein Haus -BJ 1927- habe ich von meinen Eltern übernommen. Ich bin stolzer Besitzer eines kaum gedämmten "Felsstein-Hauses". In diesem Haus wurde zu keiner Zeit mit Öl, sondern immer nur mit [lexicon]Holz[/lexicon] und/oder Kohle geheizt. Die erste Zentralheizung wurde ca 78/79 installiert. Eine Buderus, 15kw mit eingebautem Boiler. Diese lief trotz schlechter Pflege relativ problemlos bis ca. 2004. Kesselplatzer, und musste schnellstmöglich ersetzt werden.
Die Nachfolge trat eine Viessmann mit ca. 30kw an. Kein Puffer, keine RLA, keine Regelung, schlechte Pflege... Ihr könnt euch denken, was passiert ist? Anfang 2013: Kesselplatzer.
Mittlerweile war ein Puffer eh fast schon bestellt, die neue Solaranlage stand schon 3 Jahre in der Scheune, nur die Zeit alles zusammen zu basteln hat bis dahin gefehlt. Also, Anlassbedingt Neuplanung!
Also: Angebote eingeholt, was kosten die Kessel? Was können sie? Was brauche ich? Ich denke, das kennt Ihr alles zur Genüge...
Meine Entscheidung fiel auf den HV30 aus folgenden Gesichtspunkten:
- er passte an den alten Standort ohne weitere Umbaumaßnahmen
bei vielen anderen hätte ich Wände teilweise oder garnicht einreißen müssen. - Er hat eine automatische Zündung
Da ich im Außendienst unterwegs bin, und das manchmal mehrere Tage am Stück, brauche ich einen Kessel, den ich "alleine" lassen kann. Dazu später mehr. - Der Kessel erfordert wenig Wartungsaufwand
Aufgrund meiner Tätigkeit muß es halt manchmal schnell gehen, um so besser wenn ich nur Asche raus, Brennstoff rein, und fertig! - Ja, ich weiß, der Kessel ist mit 30kW leicht bis mittelschwer überdimensioniert bei weniger als 200m², die Ausbauarbeiten stehen aber schon in der Pipline, und die Werkstatt in der offenen Scheune will ja auch irgendwie Frostfrei gehalten werden.
- Ein Netzwerkanschluß. Nicht unbedingt erforderlich, aber für mich als IT-Fuzzi nice-to-have
Mit dem Kessel bin ich sehr zufrieden. Er Läuft und Läuft und Läuft. Vorrausgesetzt, man kennt seine kleinen Eigenheiten:
- sollte man ab der 3. Abbrandphase (Teillast, Ausbrand, Restwärmenutzung, bis zum völligen erlöschen) den Kessel öffnen, um die Menge des restlichen Brennmaterials zu begutachten, geht er sofort wieder auf Vollast! Was den kompletten Ladevorgang durcheinanderbringt, und zur Überhitzung führt.
- hat man beim Reinigen vor dem Laden ein noch so kleines Stück Glut übersehen, kann dies zur unerkannten Selbstzündung führen, was zum Rauchrückschlag in den Raum führen kann. Und das wollt ihr sicher nicht erleben!
Die Sache mit der Einstellung ist wirklich so eine Sache... man braucht 1. einen zertifizierten Heizungsbauer (hatte leider zu spät erfahren, daß meiner das nicht ist) und 2. ein Passwort zumindest für die Einstellungen des Installateurs. Im Endeffekt war ich ein wenig auf mich alleine gestellt, und habe den Kessel immer noch nicht optimal eingestellt, aber es wird...
Der Ladevorgang erfolgt wie folgt: zunächst Kleinholz, dann Papier, Pappe und wieder Kleinholz... an die Glühkerze kommt zusätzlich Papier als Zündfahne. Dann folgt von unten nach oben immer dickeres [lexicon]Holz[/lexicon], bis der Kessel voll ist. Nun kann der Kessel manuel klassisch, Manuel über Touchscreen oder Vollautomatisch gezündet werden, wenn die obere Puffertemperatur unter den Soll-Vorlauf eines der Heizkreise oder den Boiler fällt.
bei der Zündung versucht der Kessel zunächst eine sichere Brandtemperatur von 140° zu erreichen, dann wechselt er von Anheizen auf Vollast, wobei er eine Abgastemperatur von 180°-200° als Ziel hat. Erst dann regelt er dann wieder je nach Bedarf zurecht. Der Rest-O² bleibt weitgehend stabil bei 5%, Abgastemperatur, Vor- und Rücklauf werden je nach Situation und Holzqualität geregelt.
Einen Wärmemengenzähler habe ich leider nicht. Ich habe nie damit gerechnet, auf ein so fachlich versiertes Forum zu stoßen, in dem es von Bedeutung sein könnte. Wird aber sicher irgendwann nachgerüstet.
Dennoch kann ich zu den Leistungsdaten sagen: mit einer 90%igen Kesselfüllung (inkl. Vorbrandmaterial [Papier]) fülle ich meinen Puffer (2400l) von z.Z. ca. 30° bis hoch auf 78°-82° teilweise mehr und 300l meines Bolier (500l) von 50° bis über 80°. Dies sind zur Zeit noch suboptimale Werte, weil mein Scheitholz suboptimal ist. Ich denke hier kann man noch einiges verbessern, ist auch in Arbeit (mehr Puffer z.B.). Mit einer Füllung brennt der Kessel recht genau 6 Stunden, der Zündungzyklus liegt zwischen 36h (bei ca 0° außen) und 4-5 Tagen (z.Z. bei ca. 25° Tageshöchsttemperatur). Ich denke einige von Euch, können so auch einiges an Leistungsdaten rausrechnen.
Der Kessel ist im Großen und Ganzen sein Geld wert, einzig fehlt mir die Übersicht der Parameter per Website. Sollte bei dieser Ausstattung eigentlich kein Problem sein, aber wenn man das, oder eine Handysteuerung möchte, muß man sich leider eine völlig überteuerte SMS-Steuerung dazu kaufen. Mittlerweile gibt es auch eine Ethernetbridge und eine passende App, aaber viel lieber baue ich mir mit Eurer Hilfe eine passende Überwachung per Browser.
Ich hoffe, ich konnte Euren hohen Ansprüchen was einen Kesselbericht angeht genügen, beantworte aber natürlich auch gerne noch weitere Fragen oder beseitige Unklarheiten.
mit den besten Grüssen aus dem Hochwald
Joe