Anfängerfrage: Bullerjan Typ 00 BImSchV

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 20.739 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hans.

  • Hallo zusammen


    ich bin neu hier und hoffe das ich hier richtig gelandet bin...


    Ich hätte die möglichkeit einen bullerjan typ 00 6kw bj2008 zu bekommen
    ich würde ihn gerne nutzen um unsere hauptaufenthaltsräume zu heizen.


    allerdings finde ich nirgendwo angaben ob ich den kamin ohne feinstaubfilter betreiben darf.
    kann mir da wer weiterhelfen ?


    mfg sven

  • Hallo,



    kann mir da wer weiterhelfen ?

    Eigentlich nein.


    Oder vielleicht doch, sprich mal mit deinem Schornsteinfeger ob der den überhaupt noch abnimmt.


    Wenn du Holz heizen willst und hast zur Wärmeübertragung Wasser (Heizkörper)
    dann nimm einen Holzvergaser.
    Der spart auch noch Holz gegenüber allen anderen "Holz-Verbrennungsmaschinen".


    Bullerjahn hört sich gut an, schaut urig aus, taugt aber nichts.


    mfg
    HJH

  • Hallo sven


    frag den Verkäufer ob er das Gutachten mit dem Wertetripel hat oder versuche das zu bekommen.
    Wenn Du dieses Gutachten nicht hast wird Dir Dein Schornsteinfeger den Bullerjan nicht abnehmen.
    Ich habe selbst einen und darf den nicht mal mehr an einen anderen Kamin anschliessen, weil ich die entsprechenden Werte nicht nachweisen kann.


    Bullerjan Verbrennungsqualität etwas problematisch und Leistung kaum zu regeln - heißt schnell warm und schnell wieder kalt, dazwischen auch zu warm.


    ciao Peter

  • wir waren heute im Erzgebirge eingeladen. Sie haben eine Art geselligen Raum wo Feten Geburtstage mit Nachbarn gefeiert werden. Ich kenne Bullerjan nur kalt auf Messen aber hier war er in Betrieb kw wussten Sie nicht. Händler hat gesagt als er den Raum sah ungefähr 26 qm gross der reicht. Dem war auch so. Die Luft aus den Röhren oben war sehr heiss.

    Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist Gestern, der andere Morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Lieben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist. Dalai Lama

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    Mit freundlichem Gruß Jürgen


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  • Hallo Sven!


    So ein Bullerjan wirkt auf viele Holzheizer polarisierend.
    Die einen heben ihn in den Himmel - andere verteufeln ihn.
    Ich halte beides nicht für besonders klug.


    Beginnen wir mal mit der rechtlichen Seite:


    Der Bullerjan Typ 00 ist eine Einzelraumfeuerungsanlage für feste Brennstoffe nach DIN EN 13240.
    Da der Ofen in Deinem Fall noch nicht errichtet ist, hast Du keinerlei Bestandschutz.
    Der Ofen muss also der 2. Stufe der BImSchV entsprechen.
    Das bedeutet:

    • CO-Wert kleiner gleich 1250 mg/m³
    • Staub kleiner gleich 40 mg/m³
    • Mindestwirkungsgrad 73 %

    Siehe BImSchV 2010.pdf Anlage 4.


    Die Werte werden nicht beim Betreiber gemessen, sondern während der Typprüfung beim Hersteller.
    Der Hersteller gibt dann eine Konformitätserklärung (ggf. mit Messprotokoll) an den Betreiber weiter, was dem Schornsteinfeger zur Abnahme ausreicht.


    Den von Dir in Betracht gezogenen Typ 00 gibt es in verschiedenen Entwicklungsstufen.


    Hier ein Beispiel für einen älteren Typ: Bullerjan Datenblatt alt.pdf
    Dieser würde (ohne Katalysator und Staubfilter) nur die 1. Stufe der BImSchV erfüllen und darf nicht mehr neu errichtet werden.


    Und hier ein aktueller Typ (Free Flow FF17):
    Quelle: https://www.bullerjan.com/de/produkte/free-flow/ 11.12.2016
    Dieser entspricht der 2. Stufe der BImSchV und darf neu errichtet werden.
    Ein Katalysator oder Staubfilter wird nicht benötigt.


    Der Unterschied zwischen den Öfen liegt im inneren Aufbau.
    Der alte ist einfach komplett aus Stahl.
    Der neue hat eine Auskleidung aus Vermiculit und eine veränderte Abgasführung.
    Dadurch konnten die CO- und Staubwerte gesenkt und der Wirkungsgrad von 73 % auf 81 % gesteigert werden.
    Die Abgastemperatur fiel von 330 °C auf 225 °C.
    Ich kann Dir allerdings nicht sagen, ab wann der neuere Typ gebaut wurde.
    Du solltest Dir also erstmal die Unterlagen sowie das Typenschild des Ofens vom Verkäufer zeigen lassen (am besten abfotografieren).
    Wenn es der alte Typ ist, würde ich die Finger davon lassen.
    Ist es der neue Typ - alles Roger!
    Ich befürchte allerdings, dass es auf Grund des 2008er Baujahres der alte Typ ist ;(


    Dann möchte ich noch ein paar Gedanken zum Thema Wirkungsgrad los werden:


    Oft wird der vermeintlich geringe Wirkungsgrad der Bullerjan-Öfen (73 bzw. 81 %) gegenüber Holzvergaserkesseln (~90 %) bemängelt.
    Es handelt sich bei beiden Angaben um den sogenannten feuerungstechnischen Wirkungsgrad.
    Dies ist ein theoretischer Wert, der die Verbrennung sowie die Abgaskühlung bewertet - alle anderen Verluste bleiben außer acht.
    Der Gesamtwirkungsgrad der Heizanlage ist aber entscheidend.
    Bei einem Holzvergaserkessel gehen von dem hohen feuerungstechnischen Wirkungsgrad noch die Wärmeverluste des Kessels, die Speicherverluste, die Transportverluste und genau genommen auch die Energieaufwändungen für Ventilatoren und Pumpen ab.
    Die Höhe der Verluste richtet sich nach den jeweiligen Gegebenheiten (Heizraum in der Gebäudehülle oder außerhalb usw.).
    Beim Bullerjan-Ofen sieht die Sache ganz anders aus.
    Hier entspricht der feuerungstechnische Wirkungsgrad ungefähr dem Gesamtwirkungsgrad.
    Unterm Strich werden sich beide Systeme bezüglich des Gesamtwirkungsgrad nicht viel nehmen.


    Auch kann man beim Bullerjan den Wirkungsgrad noch etwas verbessern durch eine weitere Absenkung der Abgastemperatur, realisiert durch ein schön langes Ofenrohr.


    Dabei aber die Abgastemperatur am Eintritt in den Schornstein durch so ein Thermometer

    überwachen.
    Bei einem gedämmten Schornstein kann man meiner Meinung nach auf 160 °C runter gehen, ohne dass eine Versottung eintritt.
    Bei einem ungedämmten Schornstein würde ich die 225 °C lassen.


    Und noch ein paar Worte zur thermischen Trägheit:


    Ebenso wie der Wirkungsgrad wird auch oft die fehlende thermische Trägheit der Bullerjan-Öfen bemängelt.


    Räume, die durch einen Bullerjan-Ofen beheizt werden, sind nach dem Entfachen des Feuers sehr schnell warm, können dann ohne weiteres überhitzen und kühlen nach dem Erlöschen des Feuers relativ schnell aus (je nach Dämmung des Gebäudes).
    Das kann man positiv und auch negativ sehen - je nach Anforderungen.
    Soll ein Raum nur gelegentlich beheizt werden, so ist der Bullerjan ideal.
    Soll ein Raum z.B. an besonders kalten Tagen abends schnell aufgeheizt und die Wärme nur für ein paar Stunden gehalten werden, so ist der Bullerjan auch ideal.
    Soll ein Raum eine gleichmäßige Temperatur über den Tag halten, dann ist der Ofen fehl am Platz.


    Das geschriebene gilt nur für den Ofen an sich.
    Einige Betreiber haben ihre Bullerjane eingemauert und ihnen dadurch eine thermische Trägheit beliebiger Größe verpasst.
    Siehe Bilder bei Google.
    Damit lassen sich dann relativ gleichmäßige Temperaturen erreichen und ein Überhitzen verhindern.


    Und noch ein paar allgemeine Dinge:


    Es gibt nicht nur Bullerjan.
    Sehr ähnliche Öfen gibt es z.B. auch von Bruno und Bjoern.


    Nachteilig bei all diesen Öfen ist der hohe Konvektionsanteil, der eventuell vorhandenen Hausstaub aufwirbelt und verteilt.
    Bei einer eingemauerten Variante verschwindet dieser Nachteil - der Anteil der erwünschten Strahlungswärme steigt.


    Als Vorteile zu erwähnen sind noch:

    • Vergleichsweise geringe Investkosten
    • Wegfall von Stromkosten
    • Wegfall der Stromabhängigkeit
    • Praktisch keine Störquellen (Sensoren, Stellglieder, Regelungen, Pumpen, Lüfter....)
    • Sehr schnelle Montage und Demontage (ohne Heizungsbauer)
    • Kaum Wertverlust (betrifft natürlich nur das Modell, was die 2. Stufe der BImSchV erfüllt)

    MfG


    Hans

  • Und nochwas:


    Wenn es nicht unbedingt ein Warmluftofen im Rohr-Design sein muss und ein Sichtfenster auf die Flammen erlaubt ist,
    kann man mit einem x-beliebigen Kaminofen die Investkosten gegen Null drücken.
    Zum Beispiel der "Wamsler Jupiter" ist neu für ca. 250 € zu bekommen und erfüllt die 2. Stufe der Bimschv.
    Vor- und Nachteile entsprechen im Wesentlichen denen der Bullerjan-Öfen.


    MfG Hans

  • Hallo zusammen,


    ich hänge mich mal an diesen Thread dran. Ich heize seit 15 Jahren mit einem Bulljan Typ 00.
    Im Prinzip hatten wir eine gute und warme Zeit. Er steht bei mir im Wohnzimmer mit 30m².
    Drei Rohre werden durch eine Öffnung in der Wand in die Küche abgezweigt.


    Aber jetzt ist Schluss, das der Schornsteinfeger möchte, das ich ihn abbaue.
    Mir kommt das ganz gelegen, da ich jetzt schon einige Öfen bei Freunden gesehen habe, die viel besser funktionieren.
    Mir gefällt auch nicht, das dieser Ofen nun Vollgas kann. Er ist dann auch immer viel zu warm. Sobald man ihn drosselt, qualmt er.
    Er hält keine Glut und ist meistens anch 30 Minuten aus.
    Im Kamin sammeln sich sehr schnell Flocken und es bildet sich Glanzruss. Mit hat mein Kaminkehrer sogar schon seinen alten Besen geschenkt, um
    zwischendurch selbst sauber zu machen.


    Nun suche ich einen Ersatz für den Ofen. Zu 98% verbrenne ich Fichtenscheitholz.
    Ich brauche auch keine schnelle Wärmeentfaltung sondern etwas gut Dosierbares mit Speicherung. Wasser oder so kommt nicht in Frage.


    Vielleicht hat jemand eine Tip.


    Grüße,
    Marcus

  • Moin Moin!


    Es kommt natürlich darauf an, was Du für Möglichkeiten und für Ansprüche hast.


    Das Non Plus Ultra ist ein Grundofen in schwerer Bauweise.
    Dieser ist groß, schwer und teuer.
    Aber er bringt auch einen sehr hohen Wirkungsgrad und das beste Wohnklima mit.
    Die Raumtemp. wird über den Tag fast konstant gehalten und die Wärme zum großen Teil als Strahlungswärme abgegeben.
    Wenn man ihn mit Hilfestellung selbst baut, bleibt es kostentechnisch im Rahmen.
    Schau mal hier:
    https://grundofen-selbstbauen.de/
    https://einfaellestattabfaelle…faelle-heftreihe-ofenbau/


    Grundöfen in leichter Bauweise und Warmluftöfen sind nicht so groß und schwer, aber haben dadurch auch nicht die große Speichermasse und einen höheren Konvektionsanteil bei der Wärmeabgabe.
    Trotzdem sind sie in diesen Belangen dem Bullerjan im Welten überlegen.
    In dieser Kategorie gibt es auch fertige Bausätze.
    Z.B. von Brunner:
    https://www.brunner.de/de/produkte/kso/
    https://www.brunner.de/de/produkte/bso/
    https://www.brunner.de/de/produkte/bsg/
    https://www.brunner.de/de/produkte/grundoefen/


    Kaminöfen kannst Du für Deinen Zweck meiner Meinung nach vergessen.
    Da sind zwar teilweise die Seiten mit Steinplatten verkleidet, aber das ist mehr Schein als Sein.
    Das Gesamtgewicht ist viel zu gering, um da nennenswert Energie speichern zu können.
    Eine Verlangsamung der Verbrennung geht bei solchen Öfen mit oberem Abband immer zu Lasten der Verbrennungsqualität (schlechter Wirkungsgrad, Glanzruß, Gestank...).
    Sicherlich wird bei einem modernen Kaminofen mit Schamottebrennkammer (erhöht die Brennkammertemp. durch Isolation) dieser negative Effekt nicht ganz so stark ausfallen wie bei einem Bullerjan der alten Baureihe, der überhaupt kein Schamotte drin hat.
    Das beste ist weiterhin: Unter Vollgas abbrennen und die Energie zwischenspeichern.


    MfG


    Hans

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