Heizungssystem in Bestandsimmobilie aus 60er verstehen (Schwerkraftheizung?)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 6.702 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chaletheizer.

  • Hallo zusammen,
    wir haben letztes Jahr eine Bestandsimmobilie gekauft und bezogen. Also erleben nun unseren ersten Winter darin ;)
    Grundsätzlich: Dieses Jahr steht der Kesseltausch an. Erste Installateure habe ich angefrage. Es soll eine Stückholz-Pellet-Kombi werden.


    Einfamilienhaus Baujahr 1962
    Ca. 170m² Wohnfläche
    Fachwerk
    Dach Anfang 90er-Jahre von innen gedämmt
    Fassade nicht gedämmt
    Fenster erneuert in 90er-Jahre mit Doppel-Isolierglas


    Derzeit ist ein Buderus-Ölkessel verbaut. Dieser erfüllt zumindest gefühlt seinen Zweck. Die Heizkörper in den Räumen und das Brauchwasser werden warm.
    Ganz verstehen tu ich die Anlage jedoch nicht. Es ist ein Vor-&Rücklauf in dem auch die Heizungspumpe sitzt. Der Vorlaufstrang verläuft nach oben ins Haus und im Keller verläuft an der Decke quasi eine RL-Sammelleitung. Soweit so gut.


    Jetzt gibt es noch einen zweiten Vor-&Rücklauf ohne sichtbare Pumpe. Händisch steht "sst" bei den Rohren (hier bin auf den Begriff "Sommerstrang" gestoßen). Bei meiner Recherche bin ich dann auf das Prinzip der Schwerkraftheizung sowie deren früheren Funktionsprinzips gestoßen.
    Im Anhang habe ich ein paar Bilder zur Veranschaulichung angefügt.


    Was mich bisschen irritiert sind die Temperaturen: folgende drei Stränge verlaufen offen durch den Flur: Vsst, Rsst, V und sowohl Vsst als auch Rsst sind deutlich heißer als der "normale" Vorlauf. Vermutlich die ungeregelte Kesseltemperatur auf Grund der Schwerkraftzirkulation? Wie beurteilt Ihr die Situation aus der Ferne? (Klar, die ganzen Fragen werde ich auch dem Installateur stellen...).
    Idealerweise würde man doch - wenn man jetzt eh das Heizsystem erneuert - diese Schwerkrafttechnik außer Funktion setzen und die ggf. noch angeschlossenen Heizkörper mit dem "normalen" geregelten Vorlauf versorgen. Den Rsst dann ebenfalls auf den "normalen" Rücklauf hängen. Oder habe ich hier einen Denkfehler bzw. übersehe etwas?


    Bin gespannt wie Ihr das einschätzt/beurteilt und ich würde mich über Antworten freuen.
    Beste Grüße.

  • Hallo


    Sommerstränge wurden oft mit Schwerkraft gemacht um die Pumpe im Sommer nicht durchlaufen lassen zu müssen.
    Hat den Nachteil, dass im Herbst oft die Pumpen fest waren.
    Funktioniert nur durch Temperaturunterschied und deshalb Anschluß direkt am Kessel ohne Mischer. Kessel ist durch WWB sowieso warm. Je größer der Temperaturunterschied ist, desto größer ist die Umtriebskraft für das Wasser.


    Kann man ohne Probleme auf Pumpe umbauen. Allerdings gab es spezielle Schwerkraft Thermostatventile und die regeln mit Pumpen nicht sauber.
    Dein Pumpenstrang hat einen Mischer, da die Umtriebskraft von einer Pumpe erzeugt wird und Du nicht dauerhaft hohe Temperaturen im Netz benötigst.


    Ich sehe kein Absperventil bzw. Kappenventiil vor dem MAG aber eine gepresste also relativ neue Leitung. Kupfer dunkelt nach wenn es älter wird.


    Überströmventiul macht mit Hocheffizienzpumpen eigentlich keinen Sinn.


    ciao Peter

  • Hallo,


    deine gesamte Anlage war mal als offene Anlage und mit den entsprechenden Rohrdimenssionen als Schwerkraftanlage gebaut. Ob die jemals als Schwerkraftanlage betrieben wurde kann ich nicht beurteilen.


    Auf einem Foto kann man einen Kurzschluss mit Entlüftungsstopfen erkennen wo zu Beginn das Ausdehnungsgefäß montiert war.
    Der Sommerstrang wurde ins Bad gelegt, damit man an kühlen Tagen wenigstens bei der Körperpflege nicht frieren musste. Da der Kessel auch das Trinkwarmwasser bereitet hat, wurde das heiße Kesselwasser dafür genutzt. Hat mit der Funktionsweise der Pumpe oder dergleichen nichts zu tun. Man hatte eben damals eine anderes "Weltbild" vom Heizen.


    Heute macht man das nicht mehr. Beim Umbau der Heizung sollte er nun mit an das übrige geregelte Rohrnetz angeschlossen werden.


    Gruß, Michael

    Pelletskessel Ecolyzer Nennleistung 16 KW (vorm. Atmos D15 + Brötje Ölkessel), 800 ltr. Pufferspeicher mit SLS-System von Solarbayer, 140 ltr. WW Speicher, 80 ltr. E-Speicher von Stiebel Eltron,
    Heizungsregelung KMS von OEG, LC zwecks visueller Verbrennungsüberwachung. Hydraulisch abgeglichene Heizungsanlage. Pumpe: Wilo stratos pico 25/1-4

  • Danke für die Antworten.
    Das Überstromventil ist vermutlich historisch bedingt und ist dann einfach drin geblieben. Wenn wir die Heizung erneuern, kommt das raus...


    Wie beurteilt Ihr die Heizkörper? Sollten die aus eurer Sicht im Zuge der Heizungserneuerung getauscht werden? Sind die neuen Heizkörper signifikant besser/effizienter? In allen Räumen sind die Heizkörper vom Aufbau her gleich.


    Grüße.

  • Hallo


    die Physik an den Heizkörpern hat sich nicht geändert.
    Es gibt einige wenige Innovationen wie der X2 von Kermi, bei dem erst die vordere Platte und dann die hintere Platte durchströmt wird. Man will halt die Strahlungswärme zum Raum hin und nicht zur Wand hin haben.
    Ansonsten sieht das für mich nach einen Zehender HK (Heizwand) aus. Zwischen den Platten sind vermutlich noch Wärmeleitlamellen angebracht die den konvektiven Anteil erhöhen. Ich habe so etwas im Wintergarten verbaut allerdings nur mit einer Platte ohne Lamellen, dafür 4 m lang.....


    Wenn Du Geld ausgeben willst würde ich die HK abnehmen und dahinter etwas Dämmung anbringen.


    Neue Heizkörper bringen Dir erheblich weniger wie sie u.U. einsparen. Aber wenn man genug Geld hat.....


    ciao Peter

  • Holzpille: bezüglich dem "Kurzschluss". Verstehe ich das richtig dass an dieser Stelle (vermutlich) früher mal ein Ausdehnungsgefäß angeschlossen war? Und jetzt dürfte das ein Kurzschluss zwischen Vsst und Rsst sein? An dieser Stelle ist auch noch ein Ventil. Stellung habe ich noch nicht geprüft, müsste aber meinem Verständnis nach geöffnet sein, sonst könnte das heiße sst-Wasser ja nicht auf Grund der Thermik zirkulieren. Kann etwas kaputt gehen, wenn ich dieses Ventil schließe (vorausgesetzt es war offen)? Mir geht es darum dass ich diese alte Schwerkrafttechnik ja nicht benötige. Sollte ein Heizkörper daraufhin kalt bleiben weiß ich zumindest welcher auf diesem Strang hängt.
    Gruß In2Go

  • Hallo,


    ja, an diesem Zusammenschluss war früher ein Ausdehnungsgefäß (habe ich weiter oben schon geschrieben) angeschlossen.


    Dieser Zusammenschluss dient als zentrale Entlüftung. Der Schieber kann geschlossen werden aber normalerweise sollte das Rohr im kalten Dachraum isoliert sein.
    Es hat auch keinen (negativen) Einfluss auf die Funktion der Anlage.


    Gruß, Michael

    Pelletskessel Ecolyzer Nennleistung 16 KW (vorm. Atmos D15 + Brötje Ölkessel), 800 ltr. Pufferspeicher mit SLS-System von Solarbayer, 140 ltr. WW Speicher, 80 ltr. E-Speicher von Stiebel Eltron,
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  • das DG ist ausgebaut - deshalb ist die fehlende Isolierung nicht so tragisch.


    Frage: wenn wir die Heizungsanlage erneuern, kann dann im Keller der Vsst auf den 'normalen' Vorlauf (Betrieb über Pumpe) gehängt werden und der Rsst ebenfalls auf den 'normalen' Rücklauf? Dann würden auch die Heizkörper, die ggf. aktuell noch auf dem Sommerstrang (sst) hängen am regulären Heizkreis hängen. Das Ventil beim Kurzschluss müsste dann aber logischerweise geschlossen werden.
    Gruß Ingo

  • Hallo,
    ja, diese Leitungen mit an den normalen von der Pumpe versorgten Kreis anschließen.


    Gruß, Michael

    Pelletskessel Ecolyzer Nennleistung 16 KW (vorm. Atmos D15 + Brötje Ölkessel), 800 ltr. Pufferspeicher mit SLS-System von Solarbayer, 140 ltr. WW Speicher, 80 ltr. E-Speicher von Stiebel Eltron,
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  • jetzt fällt mir noch eine Frage ein ;)


    Ich habe an den Heizkörper programmierbare Ventile montiert. Wenn jetzt beispielsweise die beiden Ventile im Wohnzimmer morgens gleichzeitig zur festgelegten Uhrzeit öffnen um auf die gewünschte Temperatur zu kommen, knackt/klopft es in den Heizungsleitungen in den Wänden/Decken. Das klopfen hält 20-30 Sekunden an und hört dann auf. Gleiches beobachte ich auch am Heizkörper auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite.
    Was kann eurer Erfahrung nach solches Knacken/Klopfen verursachen? Es ist immer nur, wenn Ventile geöffnet werden und das Heizwasser zu strömen beginnt. Wenn die Ventile dann eine Weile (ggf. auch nur teilweise) geöffnet sind, hört das Klopfen wieder auf. Ich habe schon mehrfach alle Heizkörper bzw das System entlüftet und es ist genug Wasser im System.

  • Wenn deine Rohre und Heizkörper kalt sind können es die ausdehnungsgeräusche sein.
    Lass die Heizkörper mal über Nacht an das sie lauwarm bleiben.
    Dann horchen mal ob es dann immer noch auftritt.

  • Hallo,


    das sind Spannungsgeräusch die bei ausdehnen des Heizungsrohr auftreten wenn diese in der Bewegung begrenzt oder blockiert sind und irgendwann gibt es keine Längenänderung und dann ist das Geräusch weg.


    Sonnige Grüße Reiner

    Sonnige Grüße Reiner

    ETA BK 15 mit Saugzuggebläse und Lambdasonde geregelt mit UVR16x2

    3 X 800 l PS zwei mit Solarwendel und 14 m2 FK mit einem CTC 265 EM als

    Backup und LUVANO 10kW geregelt mit zwei UVR16x2, UVR610 mit CAN-I/O45

    CAN-MTx2 und CMI für eine DHH mit Anbau und 110m2 Heizfläche

  • Diese Klopfgeräusche sind typische Geräusche für Anlagen aus dieser Zeit. Hohe Temperaturen, Stahlrohre, und keine vom Baukörper entkoppelte Verlegeart.

    Pelletskessel Ecolyzer Nennleistung 16 KW (vorm. Atmos D15 + Brötje Ölkessel), 800 ltr. Pufferspeicher mit SLS-System von Solarbayer, 140 ltr. WW Speicher, 80 ltr. E-Speicher von Stiebel Eltron,
    Heizungsregelung KMS von OEG, LC zwecks visueller Verbrennungsüberwachung. Hydraulisch abgeglichene Heizungsanlage. Pumpe: Wilo stratos pico 25/1-4

  • Hallo.
    Mein Schwerkraftsystem ist älter und volumenreicher. Mein Hauptvorlauf ist 3" - solltest du Feuerwehrmann sein, so ist es ne B-Leitung.


    Auch dieses System ist optimierbar.
    Die Optimierung wird nie so gut sein wie bei einer neu installierten und berechneten Anlage, aber es befriedigt.


    Dein "Knacken" kenne ich zu gut. Hatte sich aber mit dem Wegfall der Nachtabsenkung erledigt - ist bereits geklärt.


    Diesen Sommervorlauf habe ich zwar nicht, kenne ich aber von einigen EW65 Häusern. Bei mir gibt es dann noch den Rücklauf vom einstigen offenen Ausdehnungsgefäß auf dem Dachboden. Auch das ist mit Abgleich händelbar.


    Wo steht dein Haus?

  • Dieses Knacken gibt es bei der ehemaligen Schwerkraftanlage im Haus meiner Eltern auch!
    Ich bin dem einmal vor Jahren nachgegangen.
    Es knackte immer nur, wenn der Vorlauf relativ rasch von 45 auf 50 Grad erhöht wurde, zB: beim hochheizen mit der Ölheizung, das so im 3 Sekunden Takt.
    Beim konstanten Heizen mit Holz, hörte man es entweder gar nicht oder nur sehr sporadisch!
    Ich ging dann mit meinen Ohren auf Pirsch und fand die knackende Stelle an einem der Hauptverteilerrohre an der Auflagestelle des Rohres am Bügel an der Backsteinwand!
    Da hab ich damals dann das Rohr gaaaanz leicht angehoben und ein Stück Filz unterlegt, seither hört man nichts mehr!
    Gruess Ruedi

    Schmid Zyklotronic 20kW. 1800 l Speicher, 600 l Solarboiler an 6m2 Solarfläche.

    Offene Anlage mit 180l Expansionsgefäss, keine TAS installiert!

    Traktoren: Meili DM 36 Jg.60, MF 254 Jg.78 Werkzeuge:Geba Brennholzfräse, Vogesenblitz 16t Spalter und El. Spalter 5t, 7 Motorsägen, Biber mit Stihl461 als Antrieb. + Jede Art von Äxten!
    Für Spass und Stromlose Zeiten: Küchenherd TL- Tech Bo 80 mit ca 8kW
    Total 220 m2 beheiztes Chalet, total ca 10-12 Ster pro Saison.

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