Das Verhalten ist u.a. stark abhängig davon, ob der Kessel ein Naturzugmodell ist oder nicht. Kann er ohne Fremdbelüftung nicht leben, dann erstickt das Feuer meist in kurzer Zeit 10-15min bis Totalaus). Das Nachheizen bringt ihn noch mal um 15-20K rauf, was bei 60°C Starttemperatur zu gar nix führt, bei 80°C aber zum Auslösen der TAS (und des STB, der dann vor dem Neustart wieder aktiviert werden muß).
Hat der Kessel aber keine eigensichere Abgasklappe und kann sich Luft selbst "besorgen", dann wird es kritisch (bzw. kann kritisch werden). Der Kessel geht dann auch mal in Vollbrand (Oberbrand) über und fängt an, wie ein Kaminofen zu heizen. Noch schlimmer ist, wenn er es auch noch schafft, genügend Sekundärluft zu ziehen (gibt leider einige Kessel, die zwar Rückschlagklappen haben aber keine richtige Absperrung gegen Naturzug (ältere Künzel z.B.). Da holt der Kessel dann richtig aus, wenn er schon am Laufen war.
Letztlich aber sollte die TAS es aber immer problemlos schaffen, die Wärme abzuführen (so sie funktioniert, was oftmals ja jahrelang nicht wirklich geprüft wird!). Ich sah sogar schon abgesperrte TAS, weil das Überdruckventil im Zulauf ständig tropfte. **kopfschüttel** was dann kommen kann, das kann man u.a. unter dem stichwort Kesselexplosion nachlesen ;-/
Vorteil in solchen Fällen ist natürlich, wenn man eine Anlage hat, die möglichst viel Eigenzirkulation ermöglicht. Dann wird der Kessel seine Wärme auch bei stehenden Pumpen halbwegs los (20-50% sind locker machbar). Aber in vielen aktuellen Anlagen ist das leider Illusion. Motorische RLA, Motormischer zum HK, ungünstige Lage der Puffereinspeisung und -rückführung, viele Drosseln...alles ungünstig für natürliche Eigenzirkulation.
Beim Wiedereinsschalten gibt es drei Möglichkeiten mit Untervarianten:
1. Der Kessel ist aus - und bleibt's auch
2. Der Kessel ist nahezu aus, hat aber noch Glut, dann
a) Neustart mit ein wenig blubbern, qualmen und husten (viel Gas aber wenig Glut zum Entzünden)
b) Neustart mit Verpuffungen und stotternder Flamme (zuviel Gas)
3. Der Kessel ist im Vollbrand (Scheißsituation, weil kaum anders als durch Abwarten und Hoffen zu beheben) und
a) geht wieder in Normalbetrieb (eher selten und dann auch meist mit deutlich zu hoher AGT)
b) brennt munter im Oberbrand weiter, wenn Primärluft dazukommt (muß man dann einfach abbrennen lassen)
2 a) ist eindeutig der beste Fall, aber eher wird's wohl auf 1, 2b), 2c) oder 3b) hinauslaufen. Letztlich ist alles außer 1 und 2a) doof. Gerade der Vollbrand im Oberbrand ist für das Gebläse und andere Bauteile nicht sehr gut. Und was die Gerüche angeht, na ja, da ist eh alles Andere als Normalbetrieb Mist
Grundsätzlich würde ich nach einem Stromausfall einen HV niemals öffnen, solange er noch halbwegs warm ist. Die Gefahr von Verpuffungen ist dann extrem (vor allem, wenn man nach dem Öffnen nur Rauch aber keine offene Flamme sieht). Das gilt übrigens auch für Schaulöcher in der unteren Kammer (Unical, Schuster, Künzel u.a.). Die Stichflamme beim Durchzünden kann 1m lang sein und hat gute 1.000°C! da ist mehr weg als nur die Augenbrauen ;-/
Wie gesagt, was Dein Kessel nun genau macht, hängt von örtlichen Faktoren wie Zugverhältnisse im Schlot, Durchbrandzustand, Länge der Erstickungsphase und Kesseltyp ab. Manchmal geht bei Variante 3 der Kessel ab einer gewissen Brandzeit wieder in Normalbetrieb über, aber oft brennt er auch einfach rauchend und stinkend durch. Man kriegt das leider nicht automatisch durch Luftabschaltung in den Griff, da der Prozess stark von der Gasraumtemperatur abhängt. Manchmal reicht ausreichende Primärluftzufuhr, den Raum oben weit genug abzukühlen und die Flamme unten wieder anzuwerfen, aber oft bleibt der Brandzustand einfach stabil und wird durch mehr Luft einfach nur noch besser angefacht
Und wie schon geschrieben, es ist de facto falsch, daß ein HV grundsätzlich erstickt, wenn die Lüfter ausfallen! es gibt sehr viele Kessel, die noch stundenlang schwelen und manchmal sogar noch richtig abbrennen können (durch Undichtigkeiten, durch Naturzug usw.).
Ich kenne bislang keinen Kessel, der so eine Situation nicht überstanden hätte - nur halt so manche kleine "Katastrophe" bis hin zu herausgeflogenem Brennmaterial (wirklich gefährlich bei vollem Oberbrand+Verpuffung an der geöffneten Fülltür) und verschwundenen Haaren beim Bediener...z.B. am Schauloch beim Durchzünden
Gruß
Roman